Das GUNDERMANN-KONZERT in Alsfeld

BANDSALAD trifft GUNDERMANN (Der Beginn einer musikalischen Freundschaft)

Kombination aus Film und Musik, aus Nostalgie und starkem Tobak. Präsentiert am Samstag, 20. Oktober 2018, im ausverkauften Kinocenter Alsfeld.

Ein Event aus Musik und Film hat man im Alsfelder Kino nicht alle Tage. Kein Wunder also, dass Theaterleiterin Silke Kunzelmann sich freute, im vollbesetzten Saal das Publikum persönlich zu begrüßen, das der Quasi-Premiere der Alsfelder Band „Bandsalad“ lauschen und sich danach den viel diskutierten Film „Gundermann“ zu Gemüte führen wollte. Es war die Kombination aus Film und Musik, aber auch aus Nostalgie und starkem Tobak, die diesen Abend für das Publikum zu etwas Besonderem machte.

Etwas Besonderes war der Abend auch für die Band: Die Musiker Matthias Karle, Bruno Frank und Jürgen Litzka sind in der Region für anderen Sound bekannt. Mit ihrer Band „Bandsalad“ und dem Thema „Ostrock trifft Westsound“ haben sie sich einen ganz eigenen Wunsch erfüllt, den sie nun erstmals mit einem großen Publikum auf der Bühne teilten – es funktionierte, wie sie erfreut feststellen konnten: Die alten Songs der Puhdys, von City oder Karat haben nicht nur heute noch oder wieder ihre Fans, ihre Inhalte scheinen mitunter aktuell wie eh und je zu sein. Dennoch scheint der Faktor Nostalgie bei dieser Musik eine große Rolle zu spielen: Sänger, Gitarrist und Bassist Jürgen Litzka erinnerte in seiner Moderation immer wieder an erste Begegnungen mit den Ostbands – damals, als Alsfeld noch Zonenrandgebiet war, die Puhdys in der legendären Hazienda spielten und die Musiker von Karat sich in der Stadthalle noch über Werbekulis freuten. Zeiten, in denen er und seine damaligen Musikerkollegen noch kein Englisch sprachen und sich daher gerne mit dem deutschsprachigen Rock beschäftigten, der zu einem großen Teil aus der damaligen DDR kam.

„Denke ich an Deutschland“ von Puhdys eröffnete die musikalische Rückschau. In dem Lied, das aus Gründen der Zensur in der DDR den Titel „Ich will nicht vergessen“ tragen musste, geht es erstaunlich aktuell zu: „Denke ich an Deutschland ist mir auch nach schrein. Fällt mir soviel Hass, Not und Elend ein. Dann seh‘ ich die Erde zu Asche verbrannt. Hier bin ich geboren, auch das ist mein Land.“ Die Musiker interpretierten die bekannten Songs von Anfang auf ihre Weise – Leidenschaft, markante Stimmen und jede Menge Freude an der Musik offenbarten sich dem Publikum, das von direkt begeistert mit dabei war. Matthias Karle hat der Wechsel von den Drums zur Gitarre und dem Akkordeon gutgetan, er fing gemeinsam mit den beiden anderen Musikern die Stimmung perfekt ein und trug sie in den Kinosaal. Es waren bekannte Songs, die „Bandsalad“ spielte, aber auch Stücke, die nur Ostrock-Fans oder natürlich Menschen kannten, die zu der Zeit dieser Songs in der DDR lebten. Und davon waren einige im gutgemischten Publikum, das sich zwar vorrangig aus Menschen über vierzig zusammensetzte, aber hier und da auch jüngere mitnahm, denen der Ostrock heute etwas sagt und die sich auch für den Film interessierten. Erinnerungen, Emotionen, Nostalgie weckten die Lieder, etwa die – zumindest für Wessis – DDR-Hymnen „Am Fenster“ von City. oder „Alt wie ein Baum“ von den Puhdys oder das Liebeslied mit Kitschfaktor, die „Jugendliebe“ von Ute Freudenberg, gesungen von Bruno Frank. Lieblingssongs der Band waren die Stücke übrigens alle – getragen von guten Inhalten, Erinnerungen an bestimmte Anlässe oder einfach richtig guter Musik, die die Musiker von „Bandsalad“ handgemacht und begeistert für ihr Publikum spielten.

Natürlich waren auch zwei Songs von Gundermann auf der Setliste von Bandsalad zu finden. Eine musikalische wie inhaltliche Entdeckung war der Liedermacher sowohl für das Publikum als auch für Band, die zwei wunderschöne Songs aus dem Film zum Besten gab und am Ende mit dem Lied „Linda“ auf einen melancholischen, starken, auch kontrovers zu sehenden Film einstimmte, der die Besucher vom ersten Moment an bannte.

Es ist die Geschichte eines liederschreibenden Baggerfahrers, der Poet ist, Idealist, Spitzel der Stasi und Bespitzelter der Stasi. Einer der die Welt verbessern will, aber selbst an seinen Maßstäben scheitert und ganz oft zur tragischen Figur wird – bis hin zu seinem frühen Tod.

Es war ein langer Kino-Abend mit viel guter Musik, sei es live oder im Film, ein Abend, der Erinnerungen weckte und Fragen stellte, der Nostalgie mit Unbehagen konfrontierte und der zeigte: Einfache Urteile, schnelle Lösungen und eine genaue Abgrenzung von Gut und Böse gibt es auch hier nicht.